Vitamin C Mangel - der Tod lauerte auf dem Meer

Sie können es nicht sehen. Nicht hören. Nicht fühlen. Nicht riechen. Und doch entscheidet es über Leben und Tod: Vitamin C!

 

Unglaublich – aber wahr: Schon dieses eine  klitzekleine, unsichtbare Vitamin, das man lediglich unter einem Lasermassenmikroskop sehen kann, richtet tatsächlich über Leben und Tod. Das mussten im Mittelalter, zwischen 1519 bis 1857, rund zwei Millionen Seefahrer immer wieder sehr schmerzlich erfahren.

10. August 1519: Das prachtvolle, spanische Flaggschiff „Trinidad“ startete zur allerersten Weltumsegelung in der Menschheitsgeschichte. Doch dieser Plan fiel schnell ins Wasser, denn schon nach wenigen Monaten Fahrt starben die Männer auf der Trinidad wie die Fliegen. In kürzester Zeit glich das Schiff einem schwimmenden, stinkenden Sarg.

Was genau war passiert? Weder Piraten, Krieg noch Sturm raffte die Mannschaft dahin. Was im Mittelalter wirklich immer wieder auf den Schiffen geschah schrieb der Seefahrer Jacques Cartier 1542, während einer Expedition des St. Lorenz-Stromes, in sein Logbuch: „Es ist fürchterlich. Eine unbekannte Krankheit begann sich auf die härteste Art, die je gehört oder gesehen wurde, auszubreiten. Einige verloren all ihre Kraft und konnten nicht mehr auf den Füßen stehen. Dann schwollen ihre Beine. Ihre Muskeln schrumpften ein und wurden schwarz wie Kohle. Andere hatten ihre Haut gefleckt mit blutigen Stellen von purpurner Farbe. Dann stieg es hinauf zu ihren Fußknöcheln, Schenkeln, Schultern, Armen und Nacken. Ihre Münder wurden stinkend. Ihr Zahnfleisch wurde so faul, dass alles Fleisch bis zu den Wurzeln der Zähne abfiel und diese beinahe alle ausfielen. Am Ende platzen gar die Adern auf und die meisten starben dann."

 

Die Aufzeichnungen von Jaques Cartier lesen sich wie Szenen in einem schlecht gemachten Horrorfilm. Und doch wütete diese Krankheit tatsächlich gut 300 Jahre auf den Schiffen herum und nahm auf geradezu bestialische Art und Weise gut 2 Millionen Seefahrern das Leben. Heute ist diese Krankheit jedem bekannt. Der Name: Skorbut!  Skorbut stammt vom lateinischen Begriff „scorbutus“ ab und bedeutet „Mundfäule“.

Aber warum kam es immer wieder zum Ausbruch von Skorbut und den damit verbundenen fürchterlichen Szenen auf hoher See? Und warum größtenteils nur dort und nicht an Land? Die Antwort fand man erst im Jahr 1753.

Ein findiger Arzt der britischen Marine, Dr. James Lind, hatte einen Verdacht und lies die Nahrungsmittel auf den Schiffen genauer untersuchen. Diese bestanden damals hauptsächlich aus Schiffszwieback, Pökelfleisch und Heilbutt. Dr. Lind erkannte, dass diese Nahrungsmittel alle praktisch kein Vitamin C enthielten. Sofort ließ er Unmengen von Sauerkrautfässern in den Bauch der klobigen Schiffe rollen und kistenweise Zitronen stapeln. Sauerkraut und Zitronen enthalten reichlich Vitamin C und siehe da – durch die Zufuhr eines einzigen Vitamins wurde die Todesursache Nr.1 im Mittelalter von heute auf morgen gestoppt. Kein Seefahrer starb mehr an Skorbut.

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